Beschreibung
Meine Basis ist die Popmusk, weil ich aber mit Jazz und Klassik aufgewachsen bin, drängen sich Elemente dieser Stile in meine kleinen Songs. Auch wenn ich Jazzmusiker beschäftige und an allerlei technischen Geräten herummache, bin ich im Grunde nicht sehr gut ausgebildet. Ich bin halt nur ein englischer Popmusiker. (Robert Wyatt)Seit 1970 hat der rauschebärtige Künstler 13 von der Kritik äußerst geschätzte Alben eingespielt. Nur wenigen gelingt es, Lieblichkeit und Widerborstigkeit, politischeLosung und reine Poesie derart spannend zu verbinden. Seine Lieder werden gerne gecovert oder durch Jazzer neu gedeutet.Vor einigen Jahren hat ihm der österreichische Elektronik-Musiker Christoph Kurzmann ein Album zugeeignet, nun ist Jazzsaxofonist Max Nagl dran. Market Rasen heißt das Opus, das heuer in Saalfelden vorgestellt wird. Angeregt hat es Klaus Nüchtern, im Brotberuf Kulturchef der Wiener Stadtzeitung „Falter“. Sein junges Label nennt sich nicht unknusprig Handsemmel Records. Nach dem Erfolg der ersten Handsemmel-Platte, Bridal Suite, einer eigenwilligen Burt-Bacharach-Tributeplatte von Oskar Aichinger und Franz Koglmann, stand nun Robert Wyatt im Fokus.“Das Gegenteil von einfach“Für den 45-jährigen, stark vom britischen Saxofonisten Lol Coxhill beeinflussten Max Nagl, gab es dabei einiges zu entdecken: „Namentlich war mir Wyatt schon ein Begriff. Ich kannte ihn aber vor allem als Sänger von Michael Mantler und ein paar Soft Machine-Stücke. Als Songwriter hab ich ihn erst jetzt kennen gelernt. Auch wenn ergerne tiefstapelt, seine Lieder sind das Gegenteil von einfach, deshalb geben sie im Jazzkontext viel her.“ Neben drei heftigen Eigenkompositionen finden sich auf Market Rasen acht Wyatt-Stücke und eine Adaption von Jacques Offenbachs Baccarole, dasNagl mit interessanten Overdubs angeht. Drei Songs stammen von Wyatts Meisterwerk Old Rottenhat daneben gibt es liebevolle Deutungen neuerer Stück wie CPJeebies, auch Born again Cretin aus der berühmten Arbeiterliederplatte Nothing can stop me. Dank Nagl geriet das schwärmerische, teils lustvoll in Free-Jazz-Gefilde ausfransende Opus indes nicht ganz unpolitisch. Auf A Saturday In New York quillt Volkszorn unterschiedlichster Ethnien.Nagl: „Da verwendete ich Sprachfetzen, die ich bei verschiedenen Demonstrationen an einem Nachmittag aufnahm.“Über diesen tagespolitischen Petitessen herrschte aber bei der Umsetzung Wyatts Dogma vom unbedingten Vorrang des Strebens nach Schönheit in der Kunst, einer Schönheit, die auch an ungewohnten Orten zu finden ist. Etwa auf dem Provinzbahnhof Market Rasen. (Samir H. Köck)
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